Lesend arbeiten und einprägen

Sie lesen Ihren Sachtext, ihre Fachbücher, schweifen ab, und nach einer halben Stunde fangen Sie wieder von neuem an, weil Sie sich nicht erinnern, was Sie gelesen haben, oder wahrscheinlicher, Sie haben es gar nicht richtig gelesen.

Ein Sachbuch liest sich leider nicht wie einen Roman, der uns die Seiten verschlingen lässt. Fachbuchautoren sind leider oft keine Schriftsteller, die uns zu packen wissen. Sie verwenden die Sprache um Informationen auf das Papier zu bringen, und weniger um unser Interesse zu wecken. Darum braucht es beim Lernen von Sachtexten andere Strategien als blosses Lesen.

Zusammenhänge beGreifen

Greifen Sie nach einer Orange und einem Ping-Pongball. Die Orange stellt die Sonne, der PingPongBall die Erde dar. Zeichnen Sie den Äquator und den Nord- und Südpol ein. Neigen Sie Ihre Erde schräg zur Sonne. Im Winter neigt sich die nördliche Halbkugel weg von der Sonne, im Sommer ist es umgekehrt.

Inhalte behalten

Der Inhalt, den Sie behalten müssen, ist zu abstrakt? Verwandeln Sie ihn in einprägsame Bilder und Geschichten, so surrealistisch, wie Sie mögen. Ich zeige Ihnen wie!

Machen Sie aus unanschaulichen Begriffen Bilder. Für Freiheit nehmen Sie die Freiheitsstatue, Kapitalflüsse – Bergbach aus Geld, Wirtschaftsinformatik – ein Restaurant mit Computer, Resilienz – ein Reh, das mich schützt etc. so können Sie sich eine Geschichte zusammenreimen, die sitzt.

Lassen Sie sich überraschen, wie viel Spass es macht, bewährte Techniken anzuwenden und Neue zu erfinden. Bringen Sie Ihren Lernstoff mit oder besuchen Sie einen Kurs.

Gedächtniskunst ist eine Kunst, die Ihrer Kreativität keine Grenzen setzt. Je fantasievoller Sie lernen, desto lustiger und einfacher wird es.

Bilder bilden

Die Geschichte von Susanna und den Alten wurde im Lauf der Geschichte von zahlreichen Künstlern gemalt. Ob von Artemisia Gentileschi, Rembrandt, Rubens oder andere,…alle Kunstwerke zeigen eine ängstliche, halb nackte Frau, die in einem Garten von zwei lüsternen alten Männern angegangen wird.

Die Geschichte ist interessant, weil sie den Anfang einer gerechten Rechtssprechung darstellt. Susanna wurde beschuldigt, Ehebruch begangen zu haben, sie aber bestritt es. Durch unabhängige Zeugenaussagen wurden die Alten überführt und verurteilt. Sie wurden nach dem Baum gefragt, unter welchem Susanna ihren Mann betrogen haben soll und sie gaben falsche Angaben.

Ob Sie sich nun das Bild vorstellen oder die Kunstwerke betrachten, Sie können sich ein inneres Bild machen und es sich im Zusammenhang mit der Rechtsgeschichte einprägen.

Mnemotechniken – von den Griechen bis heute

Die alten Griechen und Römer, vorallem Anwälte und Verteidiger vor Gericht, waren Meister der Gedächtniskunst. Ihnen war es nicht erlaubt, Ihre Reden mit Hilfe von Aufzeichnungen zu halten, sondern mussten auswendig reden. Sie erfanden deshalb eine Vielzahl von Techniken um ihre Argumente fehlerfrei vorzutragen.

Zahlen, Orte, Ihr eigener Körper, Farben, Bilder und Geschichten, all das und noch viel mehr können Sie gebrauchen, um Lerninhalte festzumachen.

Prägen Sie sich eine Einkaufsliste wie folgt ein:

Stellen Sie sich vor, Sie zerquetschen mit dem Fuss eine Tomate, es wird ganz glitschig. Stellen Sie sich ein Brot aufs Knie, sie spüren die rauhe, warme Kruste auf Ihrer Haut. Füllen Sie ihre Hosentaschen mit Milch, so dass Ihre Hände schmierig werden, wenn Sie hineinfassen. Auf Ihrer Schulter stellen Sie sich eine Zwiebel vor, dessen Geruch Ihnen in die Nase steigt. In der Hand halten Sie einen warmen, öligen Poulet-Schenkel, und auf Ihrem Kopf zerschlagen Sie ein Ei, so dass Ihnen das Eiweiss über die Stirne fliesst…

Lenken Sie sich nun ein paar Minuten ab, machen Sie etwas anderes, beantworten Sie Ihre Nachrichten und rufen Sie sich dann in Erinnerung, was sich unter Ihrem Fuss befindet…